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Der etwas andere Hund

Der etwas andere Hund

Immer wieder stelle ich in den letzten Monaten fest, dass sich meine kleine Fellnase dann doch das eine oder andere mal anders verhält, als es diverse Sachbücher gerade zum Thema „Rasseportrait des Australian Shepherds“ beschreiben. Auch ist mir regelmäßig aufgefallen, dass die üblichen Erziehungs- und Trainingsratschläge bei dieser Kategorie Hund einfach nicht funktionieren respektive sinnvoll sind.

Es ist dann irgendwann einfach zum Verrückt werden, wenn 25 Ratschläge von diversen Hundetrainern auftauchen, 354 youtube-Clips den richtigen Weg verheissen oder besagte Fachliteratur die passende Hilfe beschreiben will … nichts davon jedoch so wirklich oder nachhaltig funktioniert.

Letztlich habe ich zwar einen hoffentlich richtigen Weg für uns beide gefunden, doch es bleibt auf jeden Fall definitiv ein Umstand bestehen – meine Fellnase ist kein „normaler“ Hund. Genau an dieser Stelle lese ich mir dann gerne diese Beschreibung der Rasse durch, welche ich irgendwo im Netz gefunden habe und die doch einfach so herrlich motivierend sowie zutreffend ist.

Nicht nur für alle Aussie-Teams da draussen, jedoch für solche im Besonderen, diese, mit einem Schuss Humor und Sarkasmus zu betrachtende Darstellung … 🙂

Für alle diejenigen, die manchmal anzweifeln, ob sie ihren Aussie „richtig verstehen“. Diese Zeilen helfen mir sehr, wenn sich der Fellpuschel mal wieder in einen Dorfsheriff verwandelt, im Turnier auf seiner rosa Adrenalinwolke einfach mal wieder an mir vorbei fliegt und mich zu seinem persönlichen Rindvieh macht, oder der ach so artige Hund beim Gassi gehen komplett aus seinem Anzug springt, weil Nachbar’s Lumpi sich mal wieder in seinen Augen völlig daneben benimmt.

Mein Australian Shepherd – nach der Besiedlung der neuen Welt durch die Europäer weideten millionen Rinder und Schafe in der nordamerikanischen Prärie und wie zu jeder Zeit und an jedem Ort, begleiteten Hunde die Menschen und ihre Herden. Hier entstand der Australian Shepherd.

So mannigfaltig wie die Herkunft der „Neuamerikaner“ war auch die ihrer Hunde. Ein lustiges Potpourri europäischer Hütehunde tummelte sich recht bald in den Weiten jenseits des großen Teichs. Mit dem Import australischer Merinoschafe im 19. Jahrhundert gelangten schliesslich noch Hütehunde von „Down Under“, mit angeblicher Dingo-Einkreuzung in die USA.

Durch konequente Selektion auf Arbeitsfähigkeit am Vieh und Robustheit entstand ein Hundetyp, der sich über die Zeit auf Farmen und Ranches von Texas bis Montana allergrößter Beliebtheit erfreute. Mittelgroß mit mittellangem Fell und in oftmals bunter Farbgebung entwickelten sich äußerst taffe, energische und unersetzliche Helfer am Vieh.

Als Rasse indes hätte diese Hunde über eine lange Zeit niemand bezeichnet. Sie waren ein Landschlag, ein sehr verbreiteter Landschlag. Den Sprung zur einheitlichen Rassezucht bereitete erstaunlicherweise ein Unterhaltungskünstler: Jay Sisler aus Idaho. Er trat auf Rodeos mit einer Hundenummer, bestehend aus einem Rudel bunter, einheimischer Hütehunde auf. Um seiner Schar flohbeförnder Bauernhofhunde den nötigen Hauch von Exklusivität zu verleihen, bezog er sich auf die vermeindliche Dingo-Einkreuzung ihrer Vorfahren, bezeichnete seine vierbeinigen Drahtseilartisten als „Australian Shepherds“ – Marketing war halt schon immer alles – und weckte damit landesweit ein großes Interesse an diesen Hunden.

Im Zuge der „Westernreitszene“ verbreitete sich der bunte Amerikaner mit australischem Namen gegen Ende des 20. Jahrhunderts auch auf dem europäischen Kontinent und auch heute noch erweckt es vielerorts den Anschein, als wären Reiterhöfe DAS natürliche Habitat des Australian Shepherds.

Oft gilt er als problemlosere Alternative zu anderen Hütehundrassen, gleichsam als „Border-Collie light“. Dem weiss aber der typische Aussie oftmals schon im Junghundalter entschieden zu widersprechen. Aber fangen wir dazu von vorne an:

Im Vergleich zum Border-Collie – einem inselbegabten Hüteprofi, der eigentlich nichts richtig kann, ausser Schafe hüten, dies hingegen in einer Perfektion wie keine andere Rasse, war der Einsatz des Australian Shepherds von Anbeginn an vielseitiger. Neben Schafen verstand er sich ebenso an der Arbeit mit Rindern und mimte in seiner Freizeit den durchaus verteidigungsbereiten Wach- und Hofhund.

Dies bringt tatsächlich den Vorteil mit sich, dass es durchaus möglich ist, einen Australian Shepherd ohne Artbeit am Vieh zufriedenzustellen. Jedoch, und hier schaut der frischgebackene Aussie-besitzer ganz regelmäßig verdutzt aus der Wäsche, bleiben es äußerst mutige durchsetzungsstarke Hunde, die sehr kreativ dabei sind, ihre eigenen Interessen durchzusetzen und dabei auch nicht gerade zimperlich sind.

Aber wer kann es ihnen verdenken ?

War es doch über eine lange Zeit ihre Aufgabe, auch noch dem unkooperativsten Texas Longhorn im Treibgang zu vermitteln „Du kommst hier nicht vorbei !“.

Wer dies als 25kg-Hündchen ernsthaft versucht, der braucht schon eine ordentliche Portion Schneid und ein unerschütterliches Selbstvertrauen. Denn sind wir an dieser Stelle mal ganz ehrlich: Durch eine freundliche Einladung zu einer Partie „Mau-Mau“ lässt sich so ein aufgeschreckter Bulle nun nicht unbedingt überzeugen. Hier bedarf es von Seiten des Hütehundes klarer Anweisungen, die auch gern etwas lauter vorgebracht werden können und darauf versteht sich jeder Aussie bestens. Jedoch bleibt er auch im Reihenhausgarten in Wanne-Eickel ein äußerst kommunikatives Bürschchen.

Wer es also nicht erstrebensweert findet, dass der bunte Hütehund jede Blaumeise meldet, die sich in den vorgarteneigenen Kirschlorbeer verirrt hat, wer die Idee nicht ganz so großartig findet, einen ernsthaften Alarm auszulösen, weil in drei Kilometern Entfernung eine Hundemarke klimpert, der ist gut beraten, die Bellfreudigkeit des vierbeinigen Azubis schon im Junghundalter konsequent in wollen wir mal sagen nachbarschaftskompatible Bahnen zu lenken.

Wie nicht anders zu erwarten, ist auch der Umgang des Australian Shepherds mit seinesgleichen eher von rustikaler Natur. Dies bedeutet nicht, dass Aussies grundsätzlich schlecht verträglich mit Artgenossen sind, aber spätestens, wenn sie dem flauschigen Welpenpelz entwachsen sind, entwickeln die meisten von ihnen eine geradezu spiessig anmutende Auffassung davon, welche Art des Umgangs untereinander angemessen ist – und ganz besonders welche NICHT !

Und ganz klar, der angeflogene Labbi, der zur Begrüßung gleich einmal „unter den Rock“ gucken will, trifft da eher nicht auf des Aussies Gegenliebe.

Hier bedarf es von Welpenbeinen an kontrollierter, vom Besitzer angeleiteter Hundekontakte. Und die Idee des jugendlichen Aussies, er könne auf der Hundewiese „Streife laufen“, um nichtgenehmigte, feuchtfröhliche Retrieverparties aufzulösen, die sollten sie in diesem Zuge gleich mitbesprechen.

Bedingt duch seine zuchtgeschichte – auf der Farm in Wyoming kam einfach so selten Gerda Müller mit ihrem größenwahnsinnigen Terrier an der Flexileine vorbei „damit die sich mal beschnüffeln können“ – ist der Aussie eher etwas für „feste Hundefreundschaften“ und kann dem belanglosen Smalltalk zusammengewürfelter Hundewiesenkontakte meist nicht so viel abgewinnen.

Je nach Zuchtlinie und Persönlichkeit fremden Personen gegenüber eher zurückhaltend und reserviert, hängt der Australian Shehperd mit seiner bedingungslosen Zuneigung an seiner eigenen „Familie“, aber vorsicht, er ist ein ziemlich diskussionsfreudiges Familienmitglied. Zum 89. mal die Frage klären, wer zuerst duch die Türe geht ? Beim gemütlichen Sonntagsspaziergang mal vorsichtig antesten, ob BLEIB auch immer noch BLEIB bedeutet oder ob man heute nicht mal als kleiner Punkt am Horizont verschwinden könnte, nur ganz kurz versteht sich, der Aussie ist dabei.

Hier ist von Seiten des ambitionierten Hütehundhalters einiges an erzieherischem Einsatz gefragt – der kleine bunte Wicht an der Leine ist mental dazu in der Lage, ganze Rinderherden zu manipulieren, er wird es auch bei ihnen probieren.

Hat man jedoch erst einmal eine gemeinsame Sprache gefunden, dann ist der Aussie ein äußerst loyler Zeitgenosse, der seinen Besitzer nicht für ein schödes Bockwürstchen eintauschen würde … bei anderen Rassen wäre ich mir da nicht so sicher, die Beagle-Halter wissen vermutlich wovon hier die Rede ist.

Aufgeräumt werden muss an dieser Stelle auch unbedingt mit dem Vorurteil, dass zu einem ausgefüllten Hütehundleben eine Dauerbespassung rund um die Uhr, idealerweise unkontrolliert hetzend hinter einem Ball, zwingend dazugehört. Der Autralian Shepherd ist unzweifelhaft ein aktiver, leistungsbereiter Hund, der dafür brennt mit seinem Menschen als Team die Welt einzureissen, aber wie so oft ist auch hier „WENIGER MEHR“.

Rassebedingt braucht er nun wirklich gar keine Nachhilfe darin, angesichts eines sich bewegenden Reizes völlig zu eskalieren. Oftmals ist es gar so, dass der Hund insgesamt immer nervöser und zappeliger wird, je häufiger und regelmäßiger er in dieser Art „bespasst“ wird. Und dies setzt eine Spirale in Gang ( „Oh, er ist so unausgelastet, ich muss mehr mit ihm machen“ ), die sie nicht brauchen, ich garantiere es ihnen.

Angezeigt sind hier eher ruhige Beschäftigungen, die kontrolliert ablaufen und Konzentration von Seiten des Hundes erfordern, wie beispielsweise Fährtensuche, Mantrailing, Rettungshundearbeit oder Longieren.

Insgesamt ist der Australian Shepherd für aktive Personen geeignet, die sich nicht davor scheuen, in manchmal endlos erscheinenden Diskussionen ihrem Hund einen klaren Rahmen zuzuweisen – die Eltern unter ihnen sind hier klar im Vorteil.

Er benötigt einen menschlichen Partner an seiner Seite, der den nicht immer einfachen Spagat zwischen Auslastung und Aktivität einerseits sowie Ruhe und Konzentration andererseits zu meistern in der Lage ist.

Und es bedarf Verständnis, wohlwollendes Verständnis. Für eine Rassegeschichte, die einen robusten, durchsetzungsstarken, mutigen Hund geschaffen hat, der im Laufe seines Lebens tatsächlich mental erwachsen wird – jaja, ich weiss, die Labrador-Besitzer können es gerade nicht fassen …

All das scheint ihnen sehr sympatisch und sie sind sowieso auf der Suche nach einer fordernden Betätigung für die kommenden 12 bis 15 Jahre, dann scheuen sie sich nicht, sich ein eigenes Bild bei einem seriösen Züchter zu machen …

Dazu gibt es dann meinerseits nichts zu ergänzen oder zu erwähnen, ausser einem ganz wichtigen Punkt für mich – Danke Miriam ( @Red-Sunset-Aussie ) für dieses unglaublich tolle Fellknäuel aus Eurer Zucht, was mich hier tagtäglich mit liebevoller Hingabe in den Wahnsinn treibt 🙂

Australian Shepherd, Hund, Liebe, Realität


Sven Neidahl

Hallo, ich bin Sven, technikbegeisterter Mensch mit Blog-Ambitionen. Ich liebe Australian-Shepherds, leckeres Essen, laute Musik und Wandern mit anschliessendem Wellness-Programm, hauptsache "Lebe das Leben mit Liebe, Spass und Technik".

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