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Kontrollverlust ?!

Kontrollverlust

Es ist das Jahr 2021, mein kleiner Blog ist ebenfalls von Corona betroffen, denn irgendwie gibt es so viel zu tun und es fehlt die Zeit mal wieder einen neuen Beitrag zu platzieren. In den letzten Tagen hatte ich mir dann doch endlich einmal besagte Zeit genommen und will einmal das Thema „Kontrolle“ in den Kontext aktueller Informations-Technologien bringen – deutlich abstrahiert und absichtlich ohne in die Detailtiefe zu verschwinden.

Mir ist gerade in den letzten Monaten sehr häufig aufgefallen, dass ganz viele Menschen versuchen ( zumindest hier im „westlichen Teil der Welt“ ), dem Alltäglichen zu entfliehen beziehungsweise das Alltägliche zu verlagern. Mit Sicherheit auch den Umständen der ganzen Lock-Downs, Ausgangssperren und zwischenmenschlichen Einschränkungen rund um diese nervige Pandemie geschuldet – oder ist das nur eine Ausrede ? Zugegeben ist dieses Thema ein sehr Kritisches und ich bewege mich mit Sicherheit auch auf dem sprichwörtlich „dünnen Eis“, doch ganz so falsch liege ich bestimmt nicht.

Ein täglicher Spaziergang findet nicht mehr statt, da man ja nicht mehr raus darf. Ich glaube mich recht zu entsinnen, dass es eine solche Auflage seit Pandemie-Beginn nie gegeben hatte – kleinere Gruppen oder schlimmstenfalls auch nur alleine oder zu gewissen Uhrzeiten, aber ein grundlegender Spaziergang war nie untersagt. Anstelle dieses ( beispielhaften ) Spaziergangs wird nun immer häufiger Netflix, Disney+ & Co bemüht, ein virtuelles Portal zum „sozialen Austausch“ herangezogen oder die alte Playstation wieder entstaubt. Keine grundlegende Pauschalisierung, doch die Tendenz in diese Richtung ist spätestens bei den steigenden Abo-Zahlen der Anbieter oder dem vermehrten Internet-Traffic klar zu erkennen.

Viele Interaktionen verlagern sich vom persönlichen, physischen Aufeinandertreffen ( das geht tatsächlich auch mit angelegter FFP2-Maske und ohne intensivste Knuddel-Begrüßung ) in den besagten virtuellen Raum – deutlich geschönte Bilder und oftmals von der Realität abweichende Profile auf den diversen Social-Media-Plattformen bilden unsere Kontaktebene als Mensch. Auch in diesem Beispiel mit Sicherheit nicht zu verallgemeinern, doch gleichzeitig eben klar erkennbar, dass die Anbieter wie Facebook, Tinder, Instagram, usw. deutliche Zuwächse an Profilen respektive Neu- als auch Mehrfachanmeldungen verzeichnen.

Einmal abgesehen von der total nervigen ( zugegebenermaßen ist das noch eine „nette“ Umschreibung ) Corona-Pandemie zeichnet sich dieser Trend jedoch bereits seit Jahren ab, zeigt deutlich in die Richtung einer Desozialiserung – okay, der Duden gibt dieses Wort nicht her, also verweise ich zur Erklärung was ich damit meine auf den Artikel der Sozialisation 🙂 . Eben in Kurzform meine damit eigentlich nur die Abkehr von unseren menschlichen Sinnen hin zu einem Umfeld in welchem die (Re-)Aktionen unserer Sinne mehr oder minder vorgegeben beziehungsweise gelenkt werden. Das berühmte Bauchgefühl muss immer mehr irgendwelchen Statistiken, Erhebungen oder heuristischen Hochrechnungen weichen.

Was hat das denn nun alles mit dem Titel dieses Beitrags, dem Kontrollverlust zu tun ?

Diese Frage hatte mich eben lange beschäftigt und war letztlich auch der Grund für diesen Beitrag, da ich dafür keine wirkliche Antwort gefunden habe – viele Ansätze und Vermutungen, aber eben keine wirklich erschöpfende und mir hinreichend einleuchtend erscheinende Antwort.

Wir ( oder zumindest viele von uns ) Menschen geben immer mehr die Kontrolle über unsere Sinne ab oder wollen dies scheinbar sogar. Wozu brauche ich denn bitte beispielsweise eine VR-Brille mit einem Rumbling-Chair und einer Dolby-Atmos Soundanlage um eine Achterbahnfahrt erleben zu können ? Okay, Corona und dann Achterbahn im Vergnügungspark ist eventuell ein doofes Beispiel. Oder auch nicht, hier geht es doch schon los, das Achterbahn-Gefühl gibt es auch beim Springen in einen Badesee, bei Auto- oder Radfahren durch eine Senke, beim Hinunterrollen an einem Wiesenhang oder noch so vielem mehr, je nach Belieben des jeweiligen Menschen. Die Sinne, welche in diesem Beispiel angesprochen werden, sind bei der „virtuellen Version“ klar getriggert und gesteuert angesprochen und nicht offen für Neues oder Zufälliges – oder gibt es bei der Achterbahnsimulation in diesem Beispiel denn den Ast welcher beim Sprung von der Steinkante zufällig blöderweise in das Gesicht klatscht ?

Nein, keine Angst, ich bin keinem Anti-Technik-Kult beigetreten oder verliere mich in esoterischen Weltuntergangskreisen – ich liebe meine Dolby-Atmos-Soundbar, zocke weiterhin meine Spiele am PC und will auch weder diesen Blog noch andere „Technik-Vorteile“ missen. Mir persönlich fehlt jedoch die weitgerühmte gesunde Balance in diesem ganzen Konstrukt. Es ist deutlich weniger angesagt selbst zu fühlen und anhand der eigenen Sinne zu entscheiden. Irgendein fucking-important-Influencer behauptet beispielsweise, dass alle Menschen mit einem BMI über 23 per Definition fett sind und sich ungesund ernähren, schon beginnen abertausende Menschen wie die Lemminge daran festzuhalten. Viel zu oft ( ich schreibe bewusst nicht „immer“ ) wird das eigene Gefühl zum Körper vergessen und das vorgegebene „Gefühl“ angenommen, fünf Apps zur gesunden Ernährung heruntergeladen, sieben „Ich-bin-zu-fett-Communities“ beigetreten und die in Dubai so gut wirkenden Pillen bestellt. Eindeutig zu selten kommt hier die eigene Kontrolle und der persönliche Erfahrungsaustausch mit Familie und Freunden zum tragen.

Nahezu jeder Bereich unseres Alltags wird zentralisiert und von dort „geregelt“ – ob wir wollen oder nicht. Wollen wir ? Das ist eben auch eine gute Frage, für mich ebenfalls ohne finale Antwort verblieben. Das Smartphone beispielsweise ist nicht wegzudenken – kein Einkaufszettel, kein Kontakt zu Freunden, keine Urlaubsfotos und so weiter. Auch hierzu möchte ich schon klarstellen, dass ich dieses kleine Stückchen Technik einfach klasse finde, doch gleichzeitig wird darüber beinahe alles in einem zentralen Cloud-Service gehalten, welcher vorgibt was gerade toll ist, gut funktioniert oder wir unbedingt nutzen müssen. Lemming-Style – Apple bringt eine neue Health-App, welche Dir ( und Deinen Sinnen ) vorgibt, wann Du Dich „schlecht fühlst“ oder eben voll gesund bist oder google veröffentlicht einen neuen Kartendienst welcher Dir den „besten Weg zu Deinem Einkaufszentrum“ ( anhand zuvor millionenfach erhobenen Statistikauswertungen zu Deinem Verhalten ) vorschlägt. Das persönliche Wohlgefühl rückt in den Hintergrund oder verschwindet bei zu vielen gleich komplett – wird ignoriert oder ersetzt. Die Freude am Erkunden von neuen Wegen oder in diesem Beispiel Geschäften wird kanalisiert in die Richtung des Meistbietenden – den großen Marketing-Etats sei Dank.

Unser Riechen, Fühlen, Sehen, Hören und Schmecken ( hier ist es aktuell noch nicht „ganz so schlimm“ ) bleibt zwar bestehen, doch WAS wir mit unseren Sinnen WIE aufnehmen wird böse ausgedrückt „kontrolliert“ und wir als Mensch verlieren den Kontakt zu dem was uns zu großen Teilen ausmacht …

An dieser Stelle wird es zugegeben doch recht philosophisch und ich könnte mit Gewissheit noch weitere 34 Seiten dazu aufbringen. Ich will den Beitrag an dieser Stelle auch enden lassen, denn die Sonne scheint so warm und die feuchte Luft vom letzten Regenschauer riecht so gut – ich geh‘ einmal ganz bewusst mit meinen Sinnen raus, etwas spielen 🙂

Cloud, Menschenverstand, Sinne, sozialkritisch


Sven Neidahl

Hallo, ich bin Sven, technikbegeisterter Mensch mit Blog-Ambitionen. Ich liebe Australian-Shepherds, leckeres Essen, laute Musik und Wandern mit anschliessendem Wellness-Programm, hauptsache "Lebe das Leben mit Liebe, Spass und Technik".

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